Pia Fries

tausend : einerlei

16.12.2023 – 17.03.2024

Die “wunderbare Verwandlung” der Raupen faszinierte die Naturforscherin und Künstlerin Maria Sybilla Merian im 17. Jahrhundert. Pia Fries’ Werk schwarze blumen greift das Thema der Metamorphose auf.

Pia Fries: tausend : einerlei; Foto: Hans Brändli; Ausstellung KiS 16.12.24-17.03.24

Pia Fries nimmt eine Idee als Ausgangspunkt des Schaffens und lässt sich auf das Unberechenbare ein. Während des künstlerischen Prozesses entscheidet sich, wie sich Farben, Formen und Leerflächen zueinander fügen. Immer wieder lässt sie sich von (historischen) Motiven inspirieren, die einer inneren Bildvorstellung entsprechen und die sie als Basis für künstlerische Metamorphosen nimmt.

Wie etwa in den Blättern von tausend : einerlei, die wir bei KiS – Kunst in Seefeld zeigen. Drei Bildbände „Chinesische Bambuspapierherstellung. Ein Bilderalbum aus dem 18. Jahrhundert“ bilden die Grundlage für die Arbeiten, die 2021 entstanden sind.

In ihren Werkphasen lässt sich Pia Fries stets auf neue Begegnungen ein. So war 2005 ein Exemplar von Maria Sibylla Merians „Raupenbuch“ Ausgangspunkt für eine Werkserie mit dem Titel „schwarze blumen“. Die Naturforscherin und Künstlerin Merian war fasziniert von der Verwandlung von Raupen in Schmetterlinge. Diese Metamorphose griff Pia Fries auf.

Pia Fries, Ausstellung tausend : einerlei; 12/23 - 03/24; Ausschnitt
Pia Fries, Ausstellung tausend : einerlei; 12/23 - 03/24; Ausschnitt

Zu weit zum Aufschreiben

Gedichte von John Yau

Ich, ergebener Wolkenschreiber, bitte um Erlaubnis, meine These vorzutragen
Während du gelbe Wolken über offnen Hütten verstreust
Rote Pinselstriche durch Gebirgsvorhänge ziehst
Schau ich flußab meinen Gedichten nach, die lodernde Lebwohls liefern
Träume, ich wär an zwei Orten zugleich, lauschte
Neuen Geistern, die über Platzmangel maulen
Bis die alten Geister ihre Hüllen für andre dalassen
Höre Seufzer schluchzen – Wind fängt sich in Maulbeerbäumen
Werde zum zerknüllten Laken auf leerem Bett
Sehe Rauch von Sieg und Niederlage in den Feuerhimmel steigen
Wo der Mond seinem Zwilling in Marmorregionen des Firmaments folgt
Ich tropfe als Tusche und Schnee auf dieses Gedicht

Entnommen Katalog Pia Fries tausend : einerlei mit Gedichten von John Yau; Kienbaum Artists‘ Books, 2022 Edition; Übersetzung: Stefan and Barbara Weidle; Snoeck;

Ausstellung Pia Fries tausend : einerlei, 16.12.23 - 17.3.24, Halle

Der Pater und die Kunst

Anlässlich der Vernissage gab Prof. Dr. Friedhelm Mennekes SJ eine Einführung ins Werk von David LaChapelle.

Der Kunstexperte gründete und leitete jahrelang die Kunst-Station St. Peter in Köln, ein Zentrum für zeitgenössische Kunst und Musik. Er war Gastprofessor für zeitgenössische Kunst an zahlreichen Universitäten und ist seit 2021 „Consigliere per l’Arte Contemporanea“ beim päpstlichen Rat für Kultur. Hier einige Zitate aus seiner Rede:

Friedhelm Mennekes in Seefeld

David LaChapelle ist ein Künstler, den ich so nicht kannte, bevor Rafael Jablonka mich fragte, ob ich diese Ausstellung eröffnen möchte. Nach der Beschäftigung mit ihm und diesem Werk muss ich sagen: Für mich ist er einer der großen, einer der größten Künstler unserer Zeit.

Er wurde katholisch sozialisiert wie so viele Künstler, zum Beispiel Andy Warhol. Später wandten sich dann viele, auch LaChapelle, von der Religion ab. Geblieben ist aber die Sehnsucht Bilder zu produzieren, die dem Katholizismus eigen ist. Genau das tut David LaChapelle, es scheint, als ob er mit diesem Zyklus die Bibel selbst gestalten wollte.

Man kann mit dem christlichen Gedanken einen Haufen Moral bringen oder einfach eine Stimme im rechten Augenblick, die sagt „das kannst du nicht machen“. Das hält die Polizisten im Bild ‚Intervention‘ von ihrem Tun ab.

LaChapelle macht keine katholische Propaganda, sondern er zeigt Menschen, die sich selbst in die Freiheit setzen. Sie tun es, weil sie es können. Deshalb gehören für mich diese Bilder zu den grandiosesten dieses Genres.

Pia Fries

Ich will vom Bild lernen, mich überraschen lassen

Begonnen hat Pia Fries (geb. 1955 in Beromünster, CH) ihre künstlerische Laufbahn in der Schweiz, und zwar in der Fachklasse für Bildhauerei bei Anton Egloff. In den 80er Jahren ging sie an die Kunstakademie Düsseldorf,  wurde dort Meisterschülerin von Gerhard Richter. In den darauf folgenden Jahren entwickelte sie ihre eigene unverkennbare Formensprache. Kein Werkzyklus von Pia Fries gleicht dem anderen. Oder wie die Künstlerin selbst sagt: „Ich will vom Bild lernen und mich überraschen lassen.“

Das internationale Renommee von Pia Fries zeigt sich in zahlreichen Auszeichnungen und Professuren – bis Anfang 2023 etwa an der Akademie der Bildenden Künste in München. Sowie in einer beeindruckenden Liste von Museen und Galerien, die ihren Werken Einzelausstellungen widmeten. Darunter Kunstpalast Düsseldorf, Musée d’Art Moderne de la Ville de Paris, Quadrat Bottrop, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, Lindenau-Museum Altenburg, Museum Kurhaus Kleve oder Kunstmuseum Winterthur.

In Kunsthaus Baselland, Malkasten Düsseldorf, in der Miles McEnery Gallery New York und der Walter Storms Galerie München waren 2023 Einzelausstellungen zu sehen. Und 2024 wird Pia Fries in Salzburg bei Nikolaus Ruzicka, in der Mai 36 Galerie in Zürich sowie im Josef Albers Museum Quadrat Bottrop ausstellen.

Pia Fries; Foto: Hans Brändli

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